Honorarkürzung anstatt Ausgleich inflationärer Kostensteigerungen

Die Politik setzt mit dem Spargesetz ein eindeutiges Signal gegen die Existenz der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte

Ambulant tätige FachärztInnen erbringen durch die Budgetierung jährlich allein in Rheinland-Pfalz unbezahlte Leistungen in Höhe von knapp 60 Millionen Euro. Angesichts der nun massiven Preissteigerungen durch Inflation und Energiekosten, ohne die Möglichkeit eines kurzfristigen Ausgleiches oder einer Anpassung der Gebühren, auch im Bereich der GOÄ, kommt es absehbar zu einer betriebswirtschaftlichen Schieflage in den Praxen und somit unumgänglich zu Leistungseinschränkungen in der Patientenversorgung. Wenn hier nicht schnellstmöglich gegengesteuert wird, droht der Behandlung von chronischen und schwer kranken Patienten in der ambulanten fachärztlichen Versorgung eine massive Verschlechterung.         

Seit Jahren mahnen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte eine Anpassung der Vergütung an die massiv gestiegenen Hygienekosten, Ausgaben für Digitalisierung, Datenschutz, Qualitätssicherung an. Insbesondere die kontinuierlich und inflationsbedingt zunehmend rascher steigenden Personalkosten machen den Praxen Probleme bei ihrer Finanzierung.
Bereits in der Pandemie wurde jegliche Anerkennung für die unglaublichen Leistungen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte vermisst. Mehr als 90 % der medizinischen Versorgung findet vor, während und nach der Pandemie in den Praxen statt. Anstatt endlich diese außerordentliche Leistung – flächendeckend, in hoher Qualität und Konstanz- zu würdigen und dementsprechend die Honorierung anzupassen, soll nun allen Ernstes über das neue Spargesetz eine Kürzung auf die ambulant tätigen Ärzte zukommen. Das Maß ist voll.
Leistungskürzungen in der Patientenversorgung werden unumgänglich sein. Bei den bestehenden Rahmenbedingungen können wir uns die Erbringung nicht bezahlter Leistungen nicht mehr erlauben. Kassenmedizin ist jetzt schon kaum mehr betriebswirtschaftlich auskömmlich durchführbar!
Offensichtlicher kann die Politik die Geringschätzung unserer Arbeit nicht ausdrücken.
Wer meint, dass diese Leistungen künftig in Gesundheitskiosks, wie kürzlich in NRW ins Spiel gebracht, oder in zu ambulanten Zentren umfunktionierten Kliniken billiger erbracht werden können, der sollte sich vergegenwärtigen, wieviel tausende sogenannter „Gesundheitskioske“ und wie viele Kliniken neu gebaut werden müssten, um das Leistungspensum , welches Vertragsärztinnen und -Ärzte mit ihren Teams in unschlagbarer Effizienz tagtäglich leisten, zu kompensieren.  Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bleiben im Regen stehen und jungen KollegInnen wird mit dieser Politik klar signalisiert: Niederlassung hat keine Zukunft. Das darf so nicht kommen!